Das fehlende Puzzleteil im Kinderyoga Unterricht.

Kinderyoga unterrichten und ein ehrliches Fazit: Lange Zeit habe ich mit meinen Yogastunden für Kinder immer nur an der Oberfläche gekratzt. Es ging nur um Spiele, Unterrichts-Materialien und Stundenbilder und die Angst, den Kindern könnte es im Yoga langweilig werden. Dabei wurden die Spiel-Ideen irgendwie immer absurder und die Erwartungshaltung der Kinder an die Unterrichts-Materialien immer höher, was die Reizüberflutung nur noch mehr angefeuert hat. Für mich hatte das Ganze irgendwann nicht mehr wirklich etwas mit Yoga zu tun. Versteh mich nicht falsch! Kinderyoga muss Spaß machen, es muss Freude dabei sein, Bewegung, Erleben, Spüren und natürlich ganz viel Kreativität. Ich selbst liebe Inspirationsfunken und Kreativitätsfeuer im Kinderyoga!

Aber Kinderyoga ist keine Turnstunde. Es geht auch nicht darum, die Kinder bei Laune zu halten, auszupowern und eine Stunde lang irgendwie zu bespaßen. Natürlich hatten auch diese Art von Yogastunden eine Wirkung für die Kinder, die aber eher oberflächlich und flüchtig war. Mit der Zeit hat mich das sehr unzufrieden gemacht, denn ich wusste, dass ich mit Yoga auch bei Kindern und Jugendlichen so viel mehr bewirken könnte.

Also, warum hat es nicht funktioniert und mich als Kinderyogalehrerin extrem unzufrieden werden lassen? Weil mir in meinem Kinderyoga-Unterricht einfach die ganze Zeit, das entscheidende Puzzleteil gefehlt: Die Yoga-Philosophie!

Damit war das fehlende Puzzleteil gefunden, aber wie kann man mit ihm in der Kinderyoga-Praxis arbeiten?

Das Eisbergmodell im Kinderyoga.

Du kennst bestimmt auch das berühmte Eisbergmodell zur Kommunikation von Sigmund Freud. Dieses Eisbergmodell lässt sich auf die unterschiedlichsten Themen übertragen und tatsächlich auf Kinderyoga und mein Dilemma mit dem fehlenden Puzzleteil der Yoga-Philosophie. Die Yoga-Philosophie liegt da unter der Wasseroberfläche verborgen und sie lässt sich nicht einfach in ein klassisches Stundenbild verpacken oder oder mit einem Spiel vermitteln. Mal ganz abgesehen davon, dass man ja auch erst einmal selbst das Yoga Sutra von Patanjali inhaltlich verstehen muss.

Aber genau darum geht es doch!

Das Yoga Sutra von Patanjali ist auch im Kinderyoga meine Arbeitsgrundlage und mein Auftrag als Kinderyogalehrerin ist es Yoga in all seinen Facetten für Kinder altersgerecht erfahrbar zu machen.

Mit der Ausbildung zur Kinderyogalehrerin habe ich mich dazu entschieden Yoga zu lehren und in die Welt zu tragen. Aber hierfür muss ich auch die Grundlagen des Yoga und vor allem die Yoga-Philosophie begreifen. Erst durch dieses Wissen ist es doch überhaupt erst möglich eine Yoga-Praxis für Kinder zu gestalten, die die Essenz des Yoga beinhaltet. Fehlt die Essenz des Yoga bleibt die Kinderyogastunde oberflächlich und eine reine Bewegungsstunde.

Kinder unterrichten

Kinderyoga ganzheitlich unterrichten.

Eins hier vorweg: Es geht nicht darum jedes Sutra in eine Kinderyoga-Geschichte zu verwandeln oder nur noch Yogastunden mit einer tiefen Moral dahinter zu gestalten. 

Es gibt viele falsche Vorstellungen im Zusammenhang mit Yoga-Philosophie im Kinderyoga. Dabei hat Yoga-Philosophie hat nichts mit Spiritualität oder Esoterik zu tun. Ganz im Gegenteil, viele Lehren aus der Yoga-Philosophie sind mittlerweile wissenschaftlich belegt und entsprechen unserer heutigen Psychologie und Hirnforschung. Ist das nicht faszinierend, wenn man bedenkt, dass das Yoga Sutra ca. 2.000 Jahre alt ist! Auch müssen wir nicht auf Spiele, Bewegung und Asana verzichten, denn sie haben im Kinderyoga natürlich eine ganz besondere Bedeutung und Aufgabe. Und das Beste ist, dass sich Yoga-Philosophie und Kreativität und spielerische Ansätze nicht ausschließen. Ganz im Gegenteil! Die Yoga-Philosophie fordert unsere Kreativität erst so richtig heraus, ist inspirierend, beflügelnd und liefert uns völlig neue Ideen und Ansätze für den Kinderyoga-Unterricht.

Mit der Yoga-Philosophie bringen wir Tiefe in die Übungs-Praxis und ermöglichen es so, dass sich die Wirkung von Yoga für Kinder überhaupt erst entfaltet. Wir geben der so wichtigen mentalen Ebene im Yoga viel mehr Raum, denn genau darum geht es im Yoga.

Patanjali definiert das Ziel von Yoga in Sutra 1.2: Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist. Dieses Ziel des Yoga darf uns auch im Kinderyoga leiten, denn der Monkey Mind tobt auch schon in Kinderköpfen.

Ganzheitliches Yoga ist auch schon für Kinder eine Anleitung, um das Leben besser zu verstehen, ein Ratgeber um den Alltag leichter zu meistern und sich selbst zu entwickeln.

Bilderquelle: ©KarmaKidsYoga