In dem Beitrag „Mit Kindern meditieren“ habe ich dir bereits gezeigt, wie du Kinder für das Meditieren begeistern kannst und worauf du in diesem Zusammenhang achten solltest. In dem heutigen Beitrag möchte ich dir nun verschiedene Meditationstechniken vorstellen und dir zeigen, wie du sie kindgerecht umsetzten kannst. Bevor du aber mit Kindern oder Jugendlichen das meditieren übst, solltest du dich selbst intensiv mit den einzelnen Meditationstechniken vertraut machen und sie verstehen.

Bei den Meditationstechniken unterscheidet man zwischen aktiven und passiven. Aktive Meditationstechniken werden durch körperliche Bewegung, achtsames Handeln oder lautes Rezitieren praktiziert. Die passiven Meditationstechniken werden im stillen sitzen praktiziert.

Aktive Meditationstechniken.

  • Gehmeditation
    Das Gehen als Meditation ist aus vielen verschiedenen Kulturen bekannt. Die Bewegung regt den Energiefluss im Körper an, was gerade nach langen Arbeits- oder Schultagen ein idealer Ausgleich ist. Die Gehmeditation setzt sich aus vier Komponenten zusammen: Achtsamkeit, gehen, atmen und einem entspannten Gesichtsausdruck. Die Gehmeditation ist eine Meditationstechnik die sich für alle Altersgruppen eignet, aber besonders für Kinder, denn sie lieben es in Bewegung zu sein und haben einen natürlichen Bewegungsdrang. Die Gehmeditation lässt sich auch ganz einfach kindgerecht gestalten. Zum Beispiel kannst du eine lange Schnur in Schlangenlinien oder im Kreis im Raum auslegen und die Kinder wandern Schritt für Schritt und konzentriert auf der Schnur entlang. Alternativ kannst du auch Teelichter in kleinen Kerzenhalter an jedes Kind verteilen. Die Kinder tragen die Kerzenlichter dann achtsam und ruhig durch den Raum.
  • Mantrameditaton
    Die Mantrameditation kann aktiv oder passiv sein. In ihrer passiven Form wird das Mantra nur leise gemurmelt. So kann die Mantrameditation auch Teil der Stille Meditation sein. In ihrer aktiven Form wird das Mantra laut gesagt oder gesungen, oft verbunden mit kreisenden oder rhythmischen Bewegungen des Oberkörpers. Mantren sind ähnlich wie Affirmationen lösen aber im Körper Schwingungen aus und können ihn im wahrsten Sinne des Wortes vibrieren lassen. Gerade das Singen von Mantren in einer Gruppe kann starke Energien freisetzten. Auch für Kinder ist die Mantrameditation durch die Kombination von Bewegung und Gesang eine schöne Meditationstechnik.
  • Metta-Meditation (Liebevolle Güte Meditation)
    Die Metta-Meditation ist eine der ältesten Formen der buddhistischen Meditation und gehört zu den gelehrten Meditationsobjekten von Buddha. Metta bedeutet in der Übersetzung liebevolle Güte, Freundschaft, Freundlichkeit oder auch Sympathie. Ziel dieser Meditation ist es eine liebevolle, mitfühlende Haltung gegenüber der Welt, allen Menschen aber auch sich selbst gegenüber zu entwickeln. Während der Metta-Meditation werden vier kurze Sätze innerlich wiederholt; ähnlich wie bei der Mantra-Meditation. Diese Sätze helfen dabei den Geist im gegenwärtigen Moment zu halten und gleichzeitig positive und liebevolle Gefühle entstehen zu lassen. Die Metta-Sätze sind wie Samen, die man pflanzt. Irgendwann werden sie keimen und wachsen. Die vier traditionellen Metta-Sätze lauten:

    – Möge ich glücklich sein.
    – Möge ich mich sicher und geborgen fühlen.
    – Möge ich gesund sein.
    – Möge ich unbeschwert und in Frieden leben.

    Die klassische Metta-Meditation ist darüber hinaus 4 Schritte gegliedert: Im ersten Schritt richtest du die Metta-Sätze an dich selbst, um dir gegenüber selbst eine liebevolle, mitfühlende Haltung zu entwickeln. Danach richtest du die Sätze an einen Menschen der dir sehr nahe steht. Das kann zum Beispiel ein Freund oder eine Freundin sein, oder auch ein Familienmitglied. Stell dir diesen Menschen genau vor und sende ihm in Gedanken Liebe und Mitgefühl in dem du die Metta-Sätze für ihn sprichst: – Mögest du glücklich sein. – Mögest du dich sicher und geborgen fühlen. – Mögest du gesund sein. – Mögest du unbeschwert und in Frieden leben. Im dritten Schritt richtest du die Metta-Sätze an eine Person, die du nicht magst, mit der der Umgang für dich schwierig und herausfordernd ist und die negative Gefühle wie Wut, Angst oder Ärger in dir auslöst. Stell dir auch diese Person genau vor und sende ihr in Gedanken Liebe und Mitgefühl in dem du die Metta-Sätze sprichst: – Mögest du glücklich sein. – Mögest du dich sicher und geborgen fühlen. – Mögest du gesund sein. – Mögest du unbeschwert und in Frieden leben. Im vierten Schritt der Metta-Meditation richtest du die Metta-Sätze an die Welt: – Mögen alle Wesen dieser Welt glücklich sein. – Möge die Welt immer sicher sein. – Mögen alle Wesen dieser Erde gesund sein. – Möge die Welt immer in Frieden sein.

Passive Meditationstechniken.

  • Stille Meditation (Ruhemeditation)
    Für die Stille Meditation gibt es im Grunde keine Regeln oder festgelegten Abläufe. Kern der stillen Meditation ist es Bewegungen oder mündlichen Ausdruck auf ein Minimum zu begrenzen. Für die stille Meditation benötigt man nichts außer vielleicht ein eine Klangschale oder Zimbeln, um den Anfang und das Ende der Meditation anzuzeigen. Diese Meditationstechnik ist zudem ein toller Einstieg in die Meditation mit Kindern und Jugendlichen, da sie keine Regeln hat und man einfach mal frei probieren kann. „Hörst du die Stille?“, „Was stört die Stille?“, „Kann man Stille überhaupt hören?“ oder auch „Wie hört sich die Stille an?“ sind einfache aber effektive Fragen, die Kindern und Jugendlichen den Einstieg in die Meditation erleichtern, Neugier wecken und auch zur Diskussion über Meditation einladen.
  • Achtsamkeitsmeditation – Vipassana-Meditation (Einsichtsmeditation)
    Die Achtsamkeitsmeditation auch Vipassana-Meditation genannt ist eine der ältesten Meditationstechniken Indiens. Satya Narayan Goenka, war einer der führenden Lehrer der Vipassana-Meditation. Er sagt: „Bei der Vipassana-Meditation geht es darum die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind und dies erreicht man am besten durch Achtsamkeit.“
    Die Achtsamkeitsmeditation kennzeichnet eine zwingend aufrechte Sitzhaltung. Die Aufmerksamkeit wird während der Meditation auf Gefühle, Körperempfindungen und Gedanken gerichtet. Dabei ist man aber selbst nur ein Beobachter. Als Beobachter nimmt man alles genau wahr, bewertet es aber nicht und lässt es weiterziehen. Eine erste Erkenntnis kann hier zum Beispiel sein, dass sich alles ständig verändert und im Fluss ist. Für Kinder kannst du hier schön mit der Analogie der vorbeiziehenden Wolken arbeiten. Oder du begibst dich zu Beginn der Yogastunde mit den Kindern auf einen imaginären Spaziergang durch den Wald. Im Wald gibt es Hochsitze von denen man wunderbar das Treiben im Wald beobachten kann. Auch für die Meditation können sich die Kinder vorstellen, dass sie auf einem Hochsitz in ihrem eigenen Wald sitzen und von dort aus alles beobachten.
  • Konzentrationsmeditation – Samatha-Meditation
    Die Konzentrationsmeditation auch Samatha-Meditation genannt stammt aus der Theravada-Tradition, die die älteste noch existierende Schultradition des Buddhismus ist. Bei dieser Meditationstechnik geht es darum durch die Fokussierung auf ein Objekt die Konzentrationsfähigkeit zu stärken, um so den Geist zur Einpünktigkeit (Ekagrata) zu bringen und seinen Gedankenstrom zur Ruhe kommen zu lassen. Als Konzentrationsobjekt kannst du alles mögliche nutzen, wodurch diese Meditationstechnik auch für Kinder und Jugendliche interessant ist. Beispiele für Konzentrationsobjekte sind:
    – Kerze

    – Gegenstände aus der Natur (Blatt, Stein, Baumrinde, Blume) vielleicht von den Kindern selbst gesammelt
    – Selbst gemaltes Symbol
    – Mandala
    – Ätherisches Öl
    – Klang
    Die Konzentrationsmeditation (Samatha-Meditation) wird häufig als Vorbereitung auf die Vipassana-Meditation genutzt.

Man kann einen Menschen nichts lehren,
man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.

~ Galileo Galilei

Karma Kids Yoga - Mandala

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