Meditieren darf auch im Kinderyoga nicht fehlen, obwohl es mit Sicherheit kein leichtes Thema in der praktischen Umsetzung ist. Bevor du aber hier an die praktische Umsetzung und Stundengestaltung gehst, solltest du dir erst einmal selbst darüber klar werden, was Meditieren genau ist. In Patanjali’s achtgliedrigem Yoga-Pfad ist Meditieren die 7. Stufe Dhyana. Eng mit dieser Stufe verbunden ist die 6. Stufe Dharana was Konzentration bedeutet. Dharana und Dhyana hören sich ähnlich an und viele setzten die Konzentration mit der Mediation gleich, aber dennoch bestehen zwischen der 6. Stufe Konzentration und der 7. Stufe Meditation Unterschiede. Und der indische Philosoph Osho schreibt ganz klar: Meditation ist kein Zustand der Konzentration!

Dharana lehrt uns die Fokussierung auf ein äußeres Objekt, einen inneren Punkt oder ein inneres Bild, was den Geist zur Einpünktigkeit (Ekagrata) bringen soll. Nur dann ist die nächste Stufe Dhyana (Meditation) zu erreichen. Dharana die Konzentration ist als eine Vorstufe bzw. Vorübung zur eigentlichen Meditation zu sehen. Ohne Konzentration und Einpünktigkeit des Geistes kann die Meditation nie erreicht werden. Aber fangen wir noch einmal von vorne an, um besser verstehen zu können, warum und wie sich Konzentration und Meditation voneinander unterscheiden.

Yoga für Kinder - Pfad

Was ist Konzentration? Was bedeutet es sich zu konzentrieren?

Das Wort Konzentration leitet sich aus dem lateinischen Wort concentra ab, was  „zusammen zum Mittelpunkt“ bedeutet. Nach der allgemeinen Definition versteht man unter Konzentration die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Tätigkeit, Aufgabe oder einen abgegrenzten Sachverhalt. Durch diese bewusste Steuerung der Aufmerksamkeit entsteht die Konzentration. Sie ist ein mentaler Zustand in dem wir in der Lage sind nur relevante Informationen wahrzunehmen und Unwichtiges auszublenden. Konzentration ist anstrengend und macht auf Dauer müde. Du hast es bestimmt selbst schon einmal nach einer Phase des konzentrierten Arbeitens erlebt, dass du danach erschöpft warst.

Konzentrieren ist das, was du auch in der 6. Stufe von Patanjali’s achtgliedrigem Yoga-Pfad Dharana tust. Du fokussierst willentlich deine Aufmerksamkeit auf ein Objekt, nimmst nur dieses wahr und versuchst alles andere auszublenden. In Dharana bemühst du dich das Konzentrationsobjekt im Geiste festzuhalten und alles genau zu beobachten. Dharana ist gekennzeichnet durch:

  • Willentliche Fokussierung
  • Wahrnehmung des Objektes in Bezug auf Farbe, Forme, Gerüche, Geräusche, Geschmack u.ä. (Beurteilung)
  • Bewusste und aktive Steuerung des Geistes
  • Dualität: Der Mensch konzentriert sich auf den Gegenstand

Die nachfolgende Stufe Dhyana (Meditation) unterscheidet sich von Dharana (Konzentration) in den folgenden Punkten:

  • Keine Fokussierung auf ein Objekt und keine Notwendigkeit mehr zur Konzentration
  • Keine Beurteilung des Objektes in Bezug auf Farbe, Forme, Gerüche, Geräusche, Geschmack u.ä.
  • Bewusster Zustand aber ohne Konzentration
  • Keine Trennung mehr zwischen innerem und äußerem, d.h. die Dualität ist verschwunden

Im bewussten Zustand der Meditation ist keine Konzentration mehr erforderlich und es bleibt nur noch die Klarheit. Der Geist ist zur Ruhe gekommen und produziert keine Gedanken mehr. In der Praxis kann man Dharana und Dhyana nur schwer voneinander trennen. Um überhaupt in den Zustand der Meditation zu kommen, ist für viele Dharana eine unerlässliche Vorübung und der Übergang von Dharana in Dhyana erfolgt fließend.

Meditation kann nur stattfinden,
wenn keine bewusste Anstrengung unternommen wird.

~ Jiddu Krishnamurti

Yoga für Kinder - Wasser

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