Carol Dweck ist Professorin für Psychologie an der Stanford University und Mitglied der American Academy of Arts and Sciences. Sie ist eine der weltweit führenden Forscherinnen auf dem Gebiet der Motivations-, Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie und beschäftigt sich u.a. mit der Frage, warum manche Kinder nach einer schwierigen, scheinbar unlösbaren Aufgabe mit Motivation, Neugier und erhöhter Lernbereitschaft reagieren, während andere Kinder nach der gleichen Aufgabenstellung demotiviert sind und vor weiteren Aufgaben zurückschrecken. Dweck fand heraus, das der Unterschied im Mindset der Kinder liegt, also in dem Glauben über ihre eigenen Fähigkeiten. Es gibt Menschen, die glauben, dass unsere Fähigkeiten feste Eigenschaften eines jeden sind, die sich nicht verändern lassen, wohingegen andere glauben, dass unsere Fähigkeiten durch stetiges Lernen verändert werden können. Auch Kinder übernehmen dieses Konzept schon erstaunlich früh. Zudem hat die Art und Weise wie wir Kinder loben einen massiven Einfluss auf darauf, ob die Kinder langfristig ein Growth Mindset entwickeln oder ein Fixed Mindset.
Growth Mindset vs. Fixed Mindset.
Das Growth Mindset (Wachstum) geht davon aus, dass Fähigkeiten und Intelligenz veränderbar sind. Durch stetiges Lernen und Arbeit entwickelt sich die Basis an Fähigkeiten und Intelligenz weiter und wächst. Fehler oder Misserfolge tun weh, werden aber von Menschen mit einem Growth Mindset als Motivation und Chance gesehen, weiter zu wachsen und neues zu Lernen. Sie fühlen sich klug, wenn sie etwas schwieriges ausprobieren; sie lieben Herausforderungen. Schlechte Schulnoten bringen Kinder mit einem Growth Mindset nicht aus der Ruhe; sie fragen sich einfach nur, was sie das nächste Mal besser machen können. Sie bezeichnen sich nicht als dumm, wenn sie etwas nicht können. Typisch für sie ist die Aussage: „Ich kann es noch nicht, aber ich werde es jetzt lernen!“
Das Fixed Mindset (Starre) geht davon aus, dass Fähigkeiten und Intelligenz vorgegeben sind und eher nicht verändert werden können. Hier ist oft die Rede von „Naturtalenten“. Fehler und Misserfolge bedeuten für diese Menschen ein Mangel an Kompetenz oder sie stellen direkt ihre Talente in Frage. Entweder man hat Talent oder nicht. Hier verlieren sie dann auch schnell die Motivation. Für sie zählt nur das, was schnell von der Hand geht. In der Schule erkennt man Kinder mit einem Fixed Mindset oft daran, dass sie von Talenten für ein bestimmtes Unterrichtsfach sprechen: „Entweder man hat Talent für Mathe oder nicht.“ Sie nehmen keine Herausforderungen an, weil sie Angst vor dem Versagen haben. Sie verteidigen ihren Status Quo.
Bei der Einteilung in Growth Mindset und Fixed Mindset, ist es wichtig zu wissen, dass das Mindset je nach Lebensbereich variieren kann. In der Regel ist es so, dass in bestimmten Lebensbereichen eines Menschen das Growth Mindset dominiert und in anderen Lebensbereichen dagegen das Fixed Mindset.
The fixed mindset does not allow people the luxury of becoming. They have to already be. (Dweck, Seite 25)
In dem Buch liefert Dweck unglaublich viele faszinierende Beispiel, wie sich die beiden unterschiedlichen Mindset-Arten auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen auswirken und wie es ihr Leben und ihre persönliche Entwicklung entweder erschwert oder begünstigt. Dies gilt aber nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern in gleichem Maße für ihre Bezugspersonen Eltern und Lehrer. Je nachdem in welchem Mindset sich Eltern oder Lehrer befinden wirkt sich dies auch auf die Kinder und Jugendlichen aus; gerade im Fixed Mindset ein Teufelskreis. Eltern und Lehrer, die dagegen ein Growth Mindset haben, können durch die Art ihrer Kommunikation ein Growth Mindset bei Kindern und Jugendlichen aufbauen und bestärken.
In fact, every word and acction can send a message. It tells children – or students, or athletes – how to think about themselves. (Dweck, Seite 176)
Richtig Loben vs. Falsch Loben.
Die Art und Weise wie wir Kinder und Jugendliche loben entspringt ebenfalls unserem eigenen Mindset. Loben wir für Intelligenz, Leistungen und Fähigkeiten, werden diese Eigenschaften meist als unveränderbar wahr genommen, was dazu führt, dass wenig Motivation da ist, sie zu verbessern (Fixed Mindset). Auch Herausforderungen werden vermieden, da man ja scheitern und somit die Leistung nicht aufrechterhalten könnte. Es wird daher empfohlen, den Einsatz, die Arbeitshaltung und die Bemühung für etwas zu Loben, aber auch das Ausprobieren neuer Wege oder Strategien wenn etwas nicht funktioniert hat. Denn es geht nicht darum möglichst hart mit einer ineffektiven Strategie für etwas zu arbeiten, sondern um Flexibilität und „Think outside the box“. Dadurch lernen Kinder und Jugendliche, dass Erfolg ein Resultat von Fleiß, stetigem Üben und Lernen ist und nicht gänzlich nur durch Begabung oder Talent bedingt ist (Growth Mindset).
Praising children’s intelligence harms their motivation and it harms their performance. (Dweck, Seite 178)
Indem wir Kinder und Jugendliche dabei unterstützen ein Growth Mindset zu entwickeln, schaffen wir für sie einen Raum in dem sie wachsen und gedeihen können, sie werden Fehler nicht als Misserfolge wahrnehmen, sondern als Chancen, werden mit Freude neue Strategien entwickeln und langfristig Spaß daran haben neues zu Lernen.
Das Growth Mindset bei Kindern und Jugendlichen stärken.
Das Mindset von Kindern und Jugendlichen hat nicht nur einen maßgeblichen Einfluss auf ein erfolgreiches und glückliches Leben, sondern auch auf Lernerfolg und Spaß in der Schule! Dabei ist das Growth Mindset ein Teil von Resilienz, also der Fähigkeit eines Menschen mit Problemen oder schwierigen Situationen umzugehen und mit diesen Erfahrungen zu wachsen. Bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen kann das Wissen um das Growth Mindset und das Fixed Mindset eine wertvolle Hilfe sein, denn ein Mindset ist veränderbar und formbar.
It is passed down in the genes? I believe it’s passed down in the mindset. (Dweck, Seite 80)
Wenn Kinder oder Jugendliche an ihren Fähigkeiten zweifeln, weil sie im Fixed Mindset gefangen sind, kannst du sie dabei unterstützen ihr Growth Mindset zu stärken! Ein entscheidender und dennoch so naheliegender Schlüssel ist hier unsere Sprache und unsere Sichtweise. Übe mit Kindern und Jugendlichen diesen Perspektivenwechsel:
- Zauberworte „noch nicht“
Die beiden Zauberworte „noch nicht“ besagen im Grunde, dass man alles erreichen kann! Anstatt zu sagen „Ich kann nicht rechnen.“, sag lieber „Ich kann noch nicht so gut rechnen, aber ich kann es lernen!“ - Die kleinen Helfer
Fehler werden oft als etwas schlechtes angesehen. Man darf keine Fehler machen oder man hat sogar Angst vor Fehlern. Sieh Fehler doch ab sofort als deine kleinen Helfer an, die dir zeigen, wo du Neues lernen kannst! - Glaube an dich selbst!
Es wird immer wieder mal passieren, dass etwas nicht funktioniert, aber deshalb sollte man nie den Glauben an sich selbst verlieren. „Es hat etwas nicht funktioniert? Nicht schlimm, dann gibt es wohl noch irgendetwas zu Lernen! Vergiss dabei auch nie, was du schon alles erreicht hast!“ - Herausforderungen annehmen
Nimm Herausforderungen und entscheide selbst über dein Tempo; auch in kleinen Schritten geht es vorwärts!
We go on to point out that nobody laughs at babies and says how dumb they are because they can’t talk. They just haven’t learned yet. (Dweck, Seite 229)
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