Was steckt hinter Konkurrenzdenken und Vergleichen?

Das Vergleichen mit anderen Menschen hat eine bedeutungsvolle soziale Funktion. Das wir uns also in unserem Alltag mit anderen vergleichen ist durchaus normal, denn so lernen wir voneinander und es gibt uns eine Orientierung. Problematisch werden Vergleiche jedoch, wenn sie zu einem starken Konkurrenzdenken führen, denn dies kann unser Selbstwertgefühl beeinträchtigen und uns das Gefühl geben, nicht gut genug zu sein.

Bei dieser problematischen Art des Vergleichens wird der Fokus auf die eigenen Schwächen gelenkt. Dabei vergleichen wir unsere Schwächen mit den Stärken der anderen, übersehen unsere eigene Einzigartigkeit und gehen natürlich ganz klar als Verlierer aus dem Vergleich. Dies kann schnell in einen Teufelskreis führen, weil es schnell zur Gewohnheit werden kann sich nur auf die Dinge zur konzentrieren, die wir nicht haben, statt auf das, was wir haben. Damit nehmen wir eine Mangelperspektive ein, die sich auch negativ auf unsere Gefühle auswirkt. Sehen wir das Leben und uns selbst immer aus dieser Mangelperspektive heraus, kann das dazu führen, dass wir unsere eigenen Leistungen, Stärken und Qualitäten unterschätzen. Dies untergräbt und schwächt das Selbstbewusstsein, das Selbstwertgefühl und kann langfristig zur Selbstablehnung führen. Ständiges Vergleichen und Konkurrenzgedanken lassen zudem körperlich und geistig Stress entstehen.

Die Sichtweise der Yoga-Philosophie auf das Thema.

Es ist die Aufgabe unseres Geistes, ständig zu denken und zu interpretieren, denn dafür ist er da. Und es geht im Yoga auch nicht darum, den Geist abzuschalten. Es geht darum sich von dem Hin und Her des Geistest nicht beeindrucken zu lassen, sondern stattdessen die gesamte Aufmerksamkeit auf eine Sache auszurichten und die Wahrnehmung klar zu halten. Diese ständigen geistigen Aktivitäten beschreibt Patanjali in Yoga Sutra 1.5 bis 1.11 als 5 Gedankenwirbel oder Gedankenwellen:

  • Pramana = richtige Wahrnehmung
  • Viparyaya = falsche Wahrnehmung
  • Vikalpa = Vorstellungskraft
  • Nidra = Schlaf
  • Smriti = Erinnerung

Diese Gedankenwirbel können positiv, negativ oder auch neutral für uns sein.

vritti yoga sutra

Die Kleshas, die Patanjali in Yoga Sutra 2.3 bis 2.9 beschreibt, verursachen uns immer Leid; sie sind also immer negativ für uns. Sie werden deshalb auch gerne als Quälgeister in unserem Kopf beschrieben, die uns das Leben schwermachen oder auch Steine, die uns unser Geist in den Weg legt. Die Kleshas beeinflussen und steuern unsere Wahrnehmung und Handlungsweisen und bringen uns so immer wieder in Situationen, die leidvoll für uns sind. Sie bilden sich aus unseren Erinnerungen und Erfahrungen der Vergangenheit also hauptsächlich aus dem Gedankenwirbel Smriti.

Die Kleshas, die Patanjali in Yoga Sutra 2.3 bis 2.9 beschreibt, verursachen uns immer Leid; sie sind also immer negativ für uns. Sie werden deshalb auch gerne als Quälgeister in unserem Kopf beschrieben, die uns das Leben schwermachen oder auch Steine, die uns unser Geist in den Weg legt. Die Kleshas beeinflussen und steuern unsere Wahrnehmung und Handlungsweisen und bringen uns so immer wieder in Situationen, die leidvoll für uns sind. Sie bilden sich aus unseren Erinnerungen und Erfahrungen der Vergangenheit also hauptsächlich aus dem Gedankenwirbel Smriti.

Im Yoga Sutra werden 5 Kleshas beschrieben, die uns leid verursachen:

  • Avidya = Unwissenheit, Täuschung
  • Asmita = Egoismus
  • Raga = Anhaftung, Sucht
  • Dvesha = Ablehung, Abneigung
  • Abhinivesha = Ängste
klesha yoga sutra

Im Zusammenhang mit Konkurrenzdenken und Vergleichen bei Jugendlichen spielen vor allem die beiden Kleshas Avidya (Unwissenheit) und Asmita (Egoismus) eine bedeutende Rolle.

  • Avidya – Unwissenheit
    Avidya ist das erste Klesha und gilt als die Wurzel der anderen 4 Kleshas. Es beschreibt die Unwissenheit und Blindheit gegenüber der Realität. Avidya zeigt uns anstatt der Realität etwas aus dem Wissen, welches wir in der Vergangenheit erworben haben. Genau dies entspringt dem Gedankenwirbel Smriti, der Erinnerung. Oft sind es diese blockierenden Erinnerungen oder Erfahrungen, die unseren Blick verfälschen. So sehen wir Situationen oder Menschen nicht mehr objektiv. Zudem identifizieren wir uns mit dieser falschen Wahrnehmung und halten sie für unsere eigene.

    Mit Avidya zeigt sich, wie wenig verbunden wir mit unserem wahren Selbst (innerer Schatz) sind. Wir denken die Welt sei genauso, wie wir sie wahrnehmen, dabei erleben wir alles durch unsere angehäuften Erinnerungen und Erfahrungen (Smriti). Wir sind nicht in der Lage die blockierenden Erinnerungen und Erfahrungen loszulassen. Typisch für Avidya ist, dass das Selbstwertgefühl von der Bestätigung durch andere Menschen abhängig ist.

  • Asmita – Egoismus
    Asmita führt zu Selbstbezogenheit, Hochmut und Stolz. Es kann aber auch in das Gegenteil umschlagen und zu Selbstmitleid und einen geringen Selbstwertgefühl führen. Auch die starke Identifikation mit negativen Gefühlen hat ihren Ursprung in Asmita. Man erlebt einen Fehlschlag oder Mißerfolg und schon identifiziert man sich mit dem Gefühl, ein Versager zu sein zu sein. Asmita ist eng mit dem ersten Klesha, mit Avidya, dem Nichtwissen, dem falschen Verstehen, verknüpft.
jugendliche vergleichen sich yoga

Ansatzpunkte für die Yoga-Praxis mit Jugendlichen.

Selbstreflektion – Svadhyaya (4. Niyama)

Svadhyaya bedeutet u.a. Selbststudium, Selbstreflexion, Selbstwahrnehmung oder auch Selbstbeobachtung, d.h. es geht darum immer wieder über die eigenen Einstellungen, Gefühle und Handlungen nachzudenken und sie zu überprüfen. Auf diese Weise lernen wir uns selbst besser kennen und beobachten, denn nur so können wir wiederkehrende Handlungen, Gefühle und Reaktionen, die für uns leidvoll sind, erkennen und gegebenenfalls ändern. Svadhyaya hilft uns dabei unsere Stärken und Schwächen zu erkennen, um so bewusst unsere Stärken auszubauen und zu festigen. Svadhyaya ist damit ein sehr wertvolles Yoga-Tool, um Jugendlichen dabei zu helfen sich von Vergleichen und Konkurrenzdenken zu lösen. Reflexionsfragen könnten beispielsweise sein:

  • In welche Situationen vergleichst du dich?
  • Wie fühlst du dich, wenn du dich mit anderen vergleichst?
  • Was sind meine Stärken?
  • Was macht mich aus?
  • Wie verbunden bin ich mit meinem inneren Schatz?
  • Wie könntest du vom Vergleichen profitieren? Könntest du dadurch auch dazu lernen, dich inspirieren lassen oder dich sogar weiterentwickeln?

Zudem gibt es viele kreative Reflexionsmethoden, mit denen du Jugendliche in der Selbstreflexion unterstützen und anleiten kannst. Die in meiner Übungssammlung „Spielerische Übungen für Kinder zum Niyama Svadhyaya“ beschriebenen Reflexionsmethoden eignen sich beispielsweise auch für Jugendliche.

PDF Download Kinderyoga & Yoga-Philosophie „Spielerische Übungen für Kinder zum Niyama Svadhyaya“

Die Bhavanas – Qualitäten des Herzens

Die Bhavanas werden von Patanjali in Yoga Sutra 1.33 genannt. Sie sind in uns verankerte gefühlsbetonte Bewusstseinszustände und gelten seit Jahrtausenden als Ideale der Menschheit. Sie werden auch oft als Schlüssel für das Schloss der Gelassenheit oder das Schloss zum Herzen bezeichnet. Das Praktizieren der Bhavanas bringt Chitta, das Bewusstsein oder auch den menschlichen Geist, zur Ruhe und stärkt Drashtu, unser wahres, ungetrübtes Selbst, also genau das was wir bei diesem Thema wollen. Wir wollen die Gedanken zur Ruhe bringen und die Verbindung zum inneren Schatz stärken. Patanjali beschreibt insgesamt 4 Bhavanas:

  • maitri = Freundlichkeit, Liebe, Liebende Güte
  • karuna = Mitgefühl, Wohlwollen, Hilfsbereitschaft, Empathie
  • mudita = Mitfreude, Begeisterung, Heiterkeit, positive Betätigung
  • upeksa = Gleichmut, liebevolle Gelassenheit

Thematisiere insbesondere Maitri (Selbstliebe) und Mudita (Mitfreude) in deinen Yogastunden mit Jugendlichen und stärke so die Selbstliebe und Mitfreude bei Jugendlichen.

PDF Download Stundenbild Teenageryoga „Die Bhavanas. Selbstliebe als Superkraft.“

PDF Download Stundenbild Teenageryoga „Die Bhavanas. Yoga des Herzens.“

Asana-Praxis

Findet gemeinsam heraus, welche Gefühle das Vergleichen und der Konkurrenzgedanke auslösen und wie sich diese eventuell körperlich auswirken oder zeigen. Praktiziert dann gemeinsam entsprechende Asana, um die körperlichen Auswirkungen zu lösen denn ständiges Vergleichen und Konkurrenzgedanken lassen nicht nur geistigen, sondern auch körperlichen Stress entstehen.

Bilderquelle: ©Greyerbaby 535877 Pixabay