Entspannung mit Kindern – 4 Praxis-Tipps für Shavasana.

Kinder sind ständig in Bewegung, albern herum, sind zappelig, aufgeregt und reden ununterbrochen. Für eine Yogastunde mit Kindern ist all dies schon eine Herausforderung. Wenn man dann noch bedenkt, dass die Yogastunde im Optimalfall mit einer Entspannungsphase in Shavasana enden sollte, scheint die Sache fast aussichtslos zu sein. Das ist sie aber nicht! Kinder lieben die Vielseitigkeit von Yoga: Spiele, Partner-Positionen, Rituale und Geschichten. Aber auch die Entspannungsphase darf für viele Kinder in einer Yogastunde nicht fehlen.

Kinder brauchen Entspannung genauso wie Erwachsene. Auch sie brauchen eine Zeit der Stille in der sie ihre Yoga-Praxis, aber auch Erfahrungen aus dem täglichen Leben verarbeiten können. Im Folgenden findest du 4 Praxis-Tipps, die dir bei der Gestaltung der Entspannungsphase am Ende einer Kinderyoga Einheit helfen werden:

1) Lass sie ihre eigene Entspannungs-Position finden.

Die Position Shavasana bringt den Körper in eine neutrale Position. Das ist gerade zur Entspannung wichtig, denn das Gehirn bewertet eine schlechte körperliche Ausrichtung als Störfaktor; d.h. je mehr der Körper im Gleichgewicht ist, desto besser kann das Gehirn zur Ruhe kommen. Wenn du dir die Rückenlage in Shavasana aber einmal aus Sicht eines Kindes betrachtest, kannst du feststellen, dass diese Position gerade am Anfang für Kinder schwierig sein kann. Auf dem Rücken liegend die Arme neben dem Körper und die Beine ausgestreckt, kann sich für Kinder unangenehm anfühlen oder sogar ein Gefühl der Verletzlichkeit hervorrufen. Genau aus diesem Grund schreibe ich immer in meinen Stundenbildern im Rahmen der Endentspannung einer Yogastunde: Die Kinder kommen in Shavasana oder in ihre persönliche, individuelle Entspannungshaltung! Du solltest die Kinder ganz langsam an die Asana Shavasana heranführen, sie ausprobieren und mit verschiedenen Positionen experimentieren lassen. Für Kinder ist es meistens angenehmer sich erst einmal auf der Seite einzurollen, denn das gibt ihnen Sicherheit. Eine andere Alternative kann hier auch die Bauchlage sein. Diese vermittelt noch einmal mehr Sicherheit und reduziert zusätzlich die sensorischen Reize, was die Entspannung extrem erleichtert. Mit der Zeit werden sich die Kinder dann auch mit Shavasana anfreunden, aber es ist wichtig sie diese Position selbst finden zu lassen.

2) Schaffe eine ruhige und angenehme Umgebung.

Für die Entspannungsphase am Ende der Yogastunde ist es wichtig für die Kinder eine ruhige und angenehme Umgebung zu schaffen. Du solltest das Licht ausmachen, die Vorhänge zuziehen und Geräusche und sonstige Ablenkungsquellen so gut es geht reduzieren.

Nach Möglichkeit solltest du jedem Kind eine Decke und ein Augenkissen zur Verfügung stellen. Das Gewicht einer Decke kann beruhigend auf das Nervensystem wirken und verstärkt das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Augenkissen halten Lichtreize von den Augen ab und üben einen sanften Druck auf die Muskulatur und Knochen um die Augen herum aus (Akkupressur-Effekt). Dadurch sinken die Augäpfel sanft in die Augenhöhlen, die Gesichtsmuskulatur und –nerven entspannen sich und das Nervensystem löst den Entspannungsimpuls im Körper aus.

Auch Musik und den Duft ätherischer Öle kannst du dir zunutze machen. Hierbei ist aber das entscheidende, dass du dich für einen Duft und ein Lied entscheidest, diese immer wieder und auch ausschließlich nur zu Shavasana verwendest. Der französische Schriftsteller Victor Hugo sagte einmal: Nichts weckt die Erinnerung so stark wie ein Duft. Haben die Kinder nach einiger Zeit den Duft eines ätherischen Öles mit Shavasana verknüpft, hilft ihnen das dabei in die Entspannung zukommen. Gleiches gilt für die Musik. Auch mit Musik verbinden wir Erinnerungen, Stimmungen und Gefühle und dies kann bei Shavasana unterstützen.

3) Den Geist entspannen.

Lässt man die Kinder einfach für einige Minuten ohne Anleitung ruhig in ihrer Entspannungshaltung liegen, wird dies selten zu einer tiefen Entspannung bei den Kindern führen. Gerade in der Entspannungsphase ist eine aktive Begleitung unerlässlich, auch wenn es sich erst mal widersprüchlich anhört. Hierfür gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten! Durch Fantasiereisen, Visualisierungsübungen, kleine Übungen aus der progressiven Muskelentspannung, Entspannungs-Rätsel oder kurze Geschichten kann man den Kindern dabei helfen auch ihren Geist zu entspannen.

4) Überprüfe deine Erwartungen.

Bleibe immer positiv! Gerade am Anfang kann die Entspannungsphase am Ende der Kinderyogastunde mühsam und frustrierend sein und man neigt schnell dazu sie einfach wegzulassen. Es ist wie bei so vielem: Hat man selbst eine negative Einstellung, wird das Ergebnis auch negativ ausfallen. Ist man aber positiv eingestellt und macht sich klar, dass man hier mit den Kinder etwas übt, wovon sie am Ende lange Jahre profitieren können, wird auch das Ergebnis positiv ausfallen. Mach dir klar, dass die Kinder von dir Zeit, Geduld und Anleitung benötigen.

Kinderyoga Stundenbilder - Shavasana

Rücknahme nach der Entspannung.

Die Beendigung der Entspannungsphase ist fast so wichtig, wie die Entspannung selbst. Aber hast du dir auch schon einmal ausführlich Gedanken darüber gemacht, wie du die Entspannungsphase beendest?

Die Beendigung der Entspannungsphase wird auch Rücknahme genannt. Während der Entspannung wird der physiologische Kreislauf verlangsamt; so sinkt zum Beispiel der Blutdruck und der Herzschlag verlangsamt sich. Die Rücknahme gibt dem Körper das Signal von der Entspannung wieder auf Aktivität umzuschalten. Sie normalisiert den physiologischen Kreislauf und gibt dem Körper die Möglichkeit wieder ganz langsam auf Aktivität umzuschalten. Nur durch eine korrekte Rücknahme können Benommenheit oder Müdigkeit nach einer Entspannungsphase vermieden werden.

Die Rücknahme ist wie ein Ritual, denn ganz egal, wie du die Entspannungsphase gestaltest, das Ritual zur Rücknahme sollte immer das gleiche sein. Die Rücknahme folgt immer dem gleichen Ablauf folgen und sollte immer mit den gleichen Worten formuliert sein. Ein Ritual zur Rücknahme kann die folgenden Schritte beinhalten:

  • Mehrmals tief ein- und ausatmen.
  • Kleine Bewegungen in Hände und Füße bringen, dann in Arme und Beine.
  • Die Augen öffnen.
  • Herzhaft gähnen.
  • Sich recken und strecken.
  • In der Rückenlage Knie zur Brust ziehen und langsam hin und her schaukeln.

Darüber hinaus kannst du auch in das Ritual der Rücknahme Zimbeln integrieren. Zimbeln haben als Klanginstrumente eine lange Tradition. Sie bestehen aus 2 kleinen Metallbecken, welche in der Mitte jeweils einen Buckel und ein Loch haben. Durch das Loch werden die beiden Metallbecken mit Hilfe eines Lederbandes verbunden. Zimbeln bestehen in der Regel aus Messing oder Bronze und haben einen Durchmesser von ca. 4 bis 8 cm. Sie werden oft auch als Tingshas bezeichnet. Ihr genauer Ursprung ist heute nicht mehr zu belegen, wird jedoch im Nahen Osten, China oder Indien vermutet und auch mit der Entdeckung von Bronze in Zusammenhang gebracht.

Um die Zimbeln anzuschlagen hält man das Lederband mit beiden Händen und schlägt dann die Ränder der Zimbeln von oben nach unten sanft aneinander. Vermeiden solltest du es die Zimbeln einfach gegeneinander zu schlagen.

Zimbeln haben einen extrem hohen Klang und werden deshalb besonders stark im Bereich des Kopfes wahrgenommen. Sie geben Klarheit und Wachheit und werden deshalb zum Beispiel zum Abschluss einer Klangmassage eingesetzt oder bei der Rücknahme aus der Entspannung. Eine der häufigsten Anwendungen von Zimbeln kommt aber erstaunlicherweise aus dem Feng Shui. Hierbei glaubt man, dass beim Zusammenschlagen der Zimbeln ein einzigartiger und identischer hoher Klang entsteht, der die Raumatmosphäre energetisch reinigt!

Alternativ kannst du zur Beendigung der Entspannungsphase auch eine Klangschale mit einem hohen Klang verwenden. Grundsätzlich ist es sinnvoll, wenn du dir vorab ein entsprechendes Ritual überlegst und zusammenstellst. Das Ritual sollte für dich stimmig sein, es sollte zu deinen Yogakindern passen und mit deinen eigenen Worten formuliert sein.

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